Album : Der Wanderer
Libelle
wie so oft… hing ich nur an Rinde,
ließ mich in die Tiefe fallen
wie so oft… flog ich durch die Winde,
ließ mich durch Lüfte treiben
am Ende …
ich weiß aber schon,
nicht das Blau ist frei am Himmel …
mal wieder schreibt das Unbekannte
das et cetera in meinem Leben
und so kantet sich ab das Runde,
unaufhaltsam ...
mit Buchstaben aus Rost
schreibt es langsam
auf getrockneter Rinde,
wie zart das Edle im Warten
sich mit dem Finden verliert …
Aufbruch ...
im ganzen Leben,
auf der Suche nach neuen Gipfeln,
träumt jedes Ende,
den Wiederanfang zu begrüßen,
jedes Mal, vielleicht ein wenig höher,
jedes Mal, vielleicht ein wenig weiter …
und eine Träne,
im wiederkehrenden Aufbruch,
kühlt wohltuend die heiße Wange,
im Andenken an das Bleiben,
hinterlassen von jedem Gehen …
Barfuß …
es sind dieselben, alten Straßen,
über Brücken aus Granit,
auf denen Kirchenväter wandelten
in aller Willkür des Schicksals
auf Händen tragend,
alles, was noch zu lehren ist
und das Pulsieren aller uns
noch davorstehenden Metamorphosen …
eingeschneit die Berge im dichten Nebel
und die Jahre gehen hin,
auf gleichen, alten Straßen
über Brücken aus Granit …
Don Quixote …
von Tal zu Tal,
von Hügel zu Hügel,
in der Sonne von la Mancha glänzend,
weinen Augen grün …
alles geht dahin, wohin es will,
allein und sich selbst genügend,
in diesen ewigen,
der Tugend beraubten
und verderblichen Zeiten …
doch es zeigt sich Hoffnung
auch im göttlichen Schelten …
oh, ungebändigte Begier!
ein Leid, das das tyrisch purpurne Herz
des verlorenen, gnädigen Herrn,
Bruder der Hirten, langsam heilt …
er ist am Ende vielleicht
so noch einmal erblüht,
doch glücklich moribund …
oh, beglücktes Zeitalter!
ereile mir entgegen … komme früher …
Krähen …
Krähen drehen ab
übers Viertelmeer,
sie gleiten freier …
seit uralten Zeiten
über eigene Bilder im Wasserspiegel,
von Lichtern begleitet,
die keinen Schatten geben …
werden getragen
vom jüngsten Wind,
sie zwingen ihn,
durch Wälder zu tanzen …
mit salzigen Flügeln
gleiten sie
und krümmen sich tiefer,
in Krähenaugen das Heimkehren …
Sisyphos
Leise verlangt
die Absurdität des Lebens,
dass man in ihr verharrt …
auf Sisyphos' Weg zum Glück
ist zu spüren weder Hoffnung noch Flucht,
tief im Innersten lodert das Entdecken
und was Plage ist,
wird eigen Fleisch und Blut …
und wenn Wunder geschehen
und der Fels vom Gipfel nicht mehr rollt
so ist es Sisyphos selbst,
der den Stein hinunter schiebt …
Neubeginn …
die Handreichung,
die noch immer ersehnt ist,
streichelt sanft deine verrunzelte Stirn,
… fast väterlich …
eine zittrige Bewegung
in einer gut überlegten Struktur …
sie spaltet dich in zwei,
wie der Nagel,
geschlagen ins jüngste Holz
und du weißt,
es ist ein Traum und sagst,
es darf kein Erwachen geben …
welch Woge im Lied
des gnadenlosen Schwunds …
knospenprangende Strahlen
erwärmen deine Wange,
während dein Stern
sich auf seiner schicksalhaften Bahn verirrt …
und irgendwann sind wir so jung,
jung genug, um zu wissen,
es ist ein alter Neubeginn …