Die Flucht nach Ägypten - Adam Elzheimer (1609)
„Alles, was ist, wie groß und gut es sei, besteht seine Zeit, erfüllt seine Zwecke und geht vorüber …“
Franz von Assisi
… zuerst ist es Idee, entstanden im Unterbewusstsein
wie ein instinktiver Trieb … danach wird es Sehnsucht … schließlich Schmerz …
Die letzte Grenze
(Curtici 1989)
Im Bahnhof,
jenseits der Glaswand beginnt
die Freiheit
streng bewacht
der Zug von Soldaten
und Hunden
streng untersucht
mein Koffer vom Zöllner
streng durchwühlt
meine Gedanken und Worte von mir
streng gehütet.
Es kann nichts mehr passieren, rede ich
mir gut zu und
verbringe die letzte Nacht
in der Heimat
an der Grenze
schweigend
frierend
zitternd
im Wartezimmer mit Glaswand
mit Blick auf die Freiheit
streng bewacht von Soldaten und Hunde bis zum
Morgen.
Im Grauen pfeift die Lokomotive
schluchzt
schreit
lacht
fährt.
Carpe diem!
Eva Filip
Namen …
bei Regen wollten wir Wüsten überqueren,
an unseren Sohlen klebte nasser Sand,
vor uns der sparsamen Antworten Spuren,
falsche Fragen trugen wir mit zitternder Hand ...
und warm an unserer Brust in Schachteln
bewahrten wir unsere Namen insgeheim,
den Erinnerungen wuchsen scharfe Krallen,
stolze Verankerungen in nassem Sand …
erst nach verrosteter Zeit wieder
erinnerten wir uns an unseren Namen
und wir murmelten sie in zurückwehende Winde
… kaum hörbar … mit Stimmen aus Glas …
Delk Danwe
Flucht ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die es im Leben gibt, und doch flüchten Menschen immer wieder,
denn es gibt nichts, was den Drang nach Freiheit aufhalten kann; weder Stacheldraht, noch Schießbefehle,
nicht einmal Folter, Gefängnis oder die Möglichkeit, dabei getötet zu werden.
Das Gedicht von Delk, dem die Erfahrung der Flucht selbst nicht fremd ist, bringt auf sehr sensible Weise
dem Leser nahe, was Flucht für einen Menschen bedeutet. Dabei kommt das Wort `Flucht` im Text gar nicht vor.
Und doch spürt man in jeder Zeile die ambivalenten Gefühle, den Drang aus einer verwüstenden Situation
zu entkommen, aber auch die Wehmut, wenn man seine Heimat verlassen muss.
„bei Regen wollten wir die Wüsten überqueren“ … Regen und Wüsten!
Größer könnte die Diskrepanz nicht sein. Es ist wohl das Schicksal aller Flüchtenden, dass die Heimat lebensfeindlich
wie eine Wüste wird, der Himmel aber weint, wenn man geht. Oder das Herz.
Welch schönes Bild für den Zweifel, die Ungewissheit die den Flüchtenden umfangen.
„vor uns der sparsamen Antwort Spuren“ … Alles aufgeben und gehen, heißt alles verlieren, und doch gibt es etwas,
was jeder in einer Schachtel an der Brust verwahrt: den eigenen Namen. Der Name steht für Identität.
Man kann und will seine Herkunft nicht verleugnen, denn was ist ein Mensch ohne Wurzeln?!
Darum werden im Gedicht Erinnerungen „zu scharfen Krallen, stolze Verankerungen im nassen Sand“, jener Sand,
den jeder aus seinem Herkunftsland an den Sohlen trägt.
Es braucht eine lange Zeit, bis man ankommt in einer neuen Heimat. Das ist eine schwierige Zeit,
Delk nennt sie „verrostete Zeit“. Ankommen wird erst möglich, wenn man Vergangenheit und Gegenwart
in seiner Identität vereint.
Wie zerbrechlich ein Schicksal ist, dem solch ein Bruch wie das Verlassen der Heimat zugefügt wurde,
zeigt das Gedicht in einem sprachlich grandiosen Finale:
„unsere Namen... / und wir murmelten sie in zurückwehende Winde / ... kaum hörbar ... mit Stimmen aus Glas ...
Eva Filip
Interpretation des Gedichts: Namen
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„Tot ceea ce este, cât de mare ar fi și cât de bun, își suportă timpul, își îndeplinește scopurile și trece …“
Franz von Assisi
... la început este o idee care își are originea în subconștient,
ca un impuls instinctiv ... apoi devine dorință ... și în cele din urmă durere ...
ultima frontiera
(Curtici 1989)
în gară …
dincolo de peretele de sticlă
începe libertatea,
e bine păzit trenul
de câini și soldați,
bine-mi controlată valiza
de către vameși
și-mi păzesc și eu atent
cuvintele și gândurile …
nu se mai poate-ntâmpla nimic,
îmi zic,
și-mi petrec ultima noapte acasă,
la graniță,
tăcând,
în frig
și tremurând
într-o sală de așteptare
cu-n perete de sticlă
și privind înspre libertate,
bine păzită până-n dimineaţă
de soldați și câini ...
fluieră locomotiva-n zori,
suspină,
țipă,
râde,
se mișcă ...
carpe diem!
Eva Filip
nume …
pe ploi vroiam să traversăm deșerturi,
nisip umed ne era lipit de tălpi,
în față, urmele răspunsurilor sărace,
purtam întrebările greșite cu mâinile tremurând …
și cald la piept, în cutii,
ne-am păstrat în secret numele,
amintirilor le creșteau gheare ascuțite,
ancore mândre, în umedul nisip …
și-abia după un timp lung și ruginit,
ne-am amintit din nou de nume,
le murmuram în vânturi ce bateau înapoi
… cu voci de sticlă … abia auzit
Delk Danwe